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Kategorie: Interview |
05.05.2002 15:15
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Regisseurin N. Doumbe stellt ihren Film DENIS A. CHARLES: AN INTERRUPTED CONVERSATION vor
Dennis Charles spielte mit Cecil Taylor, Gil Evans, Sonny Rollins, Steve Lacy, Archie Shepp und Don Cherry, die allesamt seine deutliche Handschrift, wie auch seinen freien Stil zu schätzen wußten.
Jazz-in-Berlin hatte die Gelegenheit ein Interview mit der Regisseurin Veronique N. Doumbe, die vor dem Tod Dennis Charles einen Film über den Schlagzeuger drehte, zu führen.
Veronique N. Doumbe ist heute abend im Filmtheater Klick, Windscheidtstr. 19 um 20.00 Uhr anwesend.
DENIS A. CHARLES: AN INTERRUPTED CONVERSATION Documentary, Color, 75 min., USA 2001, Director: Veronique N. Doumbe
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Dennis Charles |
Welchen Einfluss hat das von Dennis Charles Ende der 50er und Anfang der 60er entwickelte Schlagzeugspiel auf die heutige Jazzszene?
Dennis Charles beeinflusste mit seinem Schlagzeugspiel mehr als eine Generation. Die Musiker, mit denen Charles nach seinem Comeback Ende der 70er bis in die 90er Jahre zusammenarbeitete, waren oft nicht einmal 30 Jahre alt. Er faszinierte sie mit seinen Rhythmen.
Was macht das Schlagzeugspiel von Dennis Charles so speziell?
Dennis Charles ist ein sehr melodischer Schlagzeuger. Charles ist karibischer Herkunft und spielte Calypso bevor er sich dem Bebop und Free Jazz zuwandte. Dennis Charles mochte beispielsweise den Klang der Triangel, deren Sound im karibischen Raum eine besondere Eigenart hat.
Konnte sich Dennis Charles mit dieser Spielweise in den USA Beachtung auch außerhalb der Insiderkreise erarbeiten?
Nein, leider nicht. Auch Dennis Charles gehört zu denjenigen Avantgarde-Musikern, die hauptsächlich von ihrer Anerkennung in Europa und Japan lebten und leben. Dieses Phänomen gab es schon vor Dennis Charles und es dauert bis heute an.
Dennis Charles unterbrach seine Arbeit in den späten 60er Jahren. Was geschah?
Charles war zehn Jahre lang wegen Drogenproblemen musikalisch untätig. Sein Bruder und andere Musiker halfen ihm bei seiner Rückkehr in die Jazzszene. Sie gaben ihm die Gewissheit zurück, dass nicht der Publikumserfolg, sondern das Spielen an sich für einen Musiker die höchste Bedeutung hat. In der Folge arbeitete er sich also ganz sachte wieder in die Szene ein. Zu dieser Zeit interessierten sich Musiker wie Billy Bang, Frank Lowe und Wilbur Morris für eine Zusammenarbeit mit Charles. Diese Musiker kannten seine ganzen Aufnahmen und wollten mit ihm zusammen spielen. Billy Bang nahm ihn 1981 nach Europa mit. Charles erfuhr auf diese Weise von dem Respekt, der ihm unter Musikern entgegen gebracht wurde.
Dennis Charles hatte Drogenprobleme wie so viele Jazzmusiker?
Dennis Charles kam schon im Alter von 13 Jahren, also lange bevor er mit dem Jazzspiel anfing, mit Drogen in Kontakt. Mitte der 40er Jahre wurden massiv Drogen in die Ghettos amerikanischer Großstädte gepumpt. Dennis Charles wuchs also in einer gezielt von Drogen verseuchten Umgebung auf.
Fand er einen Weg aus der Sucht?
Ganz klar: Ja! Dennis Charles starb clean. Ich betone diese Tatsache, weil Charles eine elfjährige Tochter hinterlässt, die wissen soll, dass ihr Vater nicht als Drogensüchtiger starb. Charles fand seinen Weg aus der Abhängigkeit.
Was ist Ihr persönliches Anliegen bei diesem Film?
An Dennis Charles hat mich besonders die Wandlung von einem drogenabhängigen zu einem selbständig entscheidenden Menschen interessiert. Er hat einen wundervollen Charakter, abgesehen davon, dass er ein wundervoller Musiker ist. Ich war mit Dennis Charles bereits seit 1982 befreundet, lange bevor die Idee zu dem Film entstand.
Sind Sie Jazz-Expertin?
Eigentlich gar nicht. Ich bin Filmemacherin und bin an dem Menschen Dennis Charles interessiert. Charles war sehr bescheiden. Über seinen Einfluss auf die Jazzszene habe ich erst während der Dreharbeiten erfahren.
Werden Sie nun mehr Filme über Musiker machen?
Ich beginne gerade mit der Arbeit an einem Film über Gino Sitson, einem in New York lebendem Sänger und Perkussionist, der wie ich aus dem Kamerun stammt.
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